5. NIC-Konferenz
NIC – Networking Inter Cultures
präsentiert die Konferenz:
Wie politisch ist interkulturelle Bildung?
Zeit und Ort:
27. und 28. November 2014, Bildungszentrum AK Wien, Theresianumgasse 16-18, 1040 Wien
Veranstalter:
Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung – ÖGPB
Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck
Kooperation:
SIETAR Austria – Society for Intercultural Education, Training and Research
Interkulturelle Bildung ist ein Sammelbegriff und umfasst unterschiedliche, mitunter auch gegensätzliche didaktische Konzepte, pädagogische Praktiken und politische Orientierungen. Mehrere Aspekte spielen bei diesen Unterschieden eine Rolle, zum Beispiel:
- Thematischer Fokus: nationale Migrationspolitik oder internationaler Personaleinsatz?
- Zielgruppen: Migrant_innen oder Expats?
- Handlungsrahmen: Schule, Universität, Forschung oder Erwachsenenbildung?
- Ziel: Effizienz-Steigerung, Konfliktmanagement oder humanistisches Bildungsideal?
- Favorisierte Teildisziplinen: interkulturelle Kompetenz, interkulturelle Kommunikation oder interkulturelles Management?
Die Vielfalt der Positionen belebt zwar dieses pädagogische Feld und den Diskurs um Interkulturalität. Sie erschwert aber auch die interne Kommunikation der Anbieter_innen und wissenschaftliches Arbeiten. Denn bei der Verwendung des Begriffs interkulturelle Bildung herrscht oft Beliebigkeit. Wenn wir aber nicht genau wissen, worüber wir mit welcher Zielsetzung reden, können wir wohl interkulturelle Bildungsangebote auch kaum planen und umsetzen.
Es handelt sich jedoch um mehr als nur sprachliche Beliebigkeit; wir haben es zudem mit einem politischen Problem zu tun. Nicht selten wurden die Wörter Kultur und kulturell in den letzten Jahrzehnten für die Strategie instrumentalisiert, wichtige soziale Probleme und Konflikte zu umgehen. Ein nahezu klassisches Beispiel hierfür ist die Rechtfertigung der Chancenungleichheit durch die „kulturelle Eigenart“ mancher Bevölkerungsgruppen. So wird etwa unter dem Stehsatz „Türkische Migranten sind gerne selbständig; das entspricht ihrer Mentalität“ die Tatsache verschleiert, dass die betreffenden Personen bei Stellensuche vielerorts ungleich behandelt werden und daher die Risiken der Selbständigkeit auf sich nehmen müssen. Dementsprechend kritisch betrachten manche Expert_innen interkulturelle Bildungskonzepte und meinen, diese würden zur Kulturalisierung sozialer Ungerechtigkeit, politischer Kämpfe, ökonomischer Interessen oder schichtspezifischer Unterschiede beitragen. Dies führe wiederum zu einer Entpolitisierung der öffentlichen Debatten. Außerdem wird die Kritik laut, dass interkulturelle Bildung den Rassismus ausblendet und zunehmend zu einem „Helferlein“ bei staatlichen Maßnahmen gegenüber Migrant_innen (etwa im Rahmen der Deutsch-Integrationskurse) verkommt.
Inwieweit berücksichtigt die interkulturelle Perspektive selbst solche Kritiken und Problemlagen? Wie viel Raum haben politische Fragen im Allgemeinen darin? Wie politisch ist interkulturelle Bildung überhaupt? Inwieweit orientiert sich wiederum politische Bildung noch heute an nationalen Grenzen, und wie kann sie interkulturell „geöffnet“ werden?
Tagungsteam:
Rahel Baumgartner, Hakan Gürses, Reinhart Patak (ÖGPB)
Sabine Aydt (NIC)
Mari Steindl (IZ)
Astrid Holzinger, Andreas Kastner (AK Wien)
Saskia Lackner, Barbara Covarrubias Venegas (SIETAR)