Interkulturalität und Soziale Arbeit
Networking Intercultures lud zu Fachtagung an der FH Campus Wien ein
Mehr als 100 TeilnehmerInnen kamen bei der 6. NIC-Fachkonferenz vom 14. bis 15. November 2016 an der FH Campus Wien zusammen. Dabei drehte sich alles um „Interkulturalität und Soziale Arbeit“: Wie kann man der Kulturalisierung sozialer Probleme entgegenwirken? Welche Strategien und Formen der Durchsetzung einer differenzsensiblen und sozial gerechten Praxis gibt es bereits? ExpertInnen, WissenschafterInnen und PraktikerInnen diskutierten dazu und tauschten ihr Wissen sowie ihre Erfahrungen aus.
Zunächst stellte Sabine Aydt, Initiatorin des Netzwerkprojektes Networking Inter Cultures – NIC, die thematischen Eckpunkte und leitenden Fragen der diesjährigen Konferenz vor.
Folien: Fragestellung der NIC-Konferenz 2016
Leah Carola Czollek, Leiterin des Instituts Social Justice and Diversity in Berlin, und Gudrun Perko, Professorin an der FH Potsdam im Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften, Soziale Arbeit, führten in ihrem dialogischen Streitgespräch am ersten Tag in die Problemlage ein: Welche Fragen werden im Zusammenhang mit „Vielfalt“ in der Sozialen Arbeit diskutiert? Was beinhaltet der internationale ethisch-politische Codex der Sozialen Arbeit? Wie systemkonform resp. systemkritisch kann/soll die Soziale Arbeit sein, wie sieht die diesbezügliche Realität aus? Die informative und politisch lehrreiche Form des dialogischen Streitgesprächs war bereits eine der Antworten auf diese Fragen.
Folien: Dialogisches Streitgespräch Czollek-Perko
Zu Beginn des zweiten Tages zeigte Leah Carola Czollek in ihrem Vortrag die Bedeutung von Social Justice im Sinne einer Anerkennungs- und Verteilungsgerechtigkeit auf. Social Justice tritt dafür ein, dass alle Menschen – ungeachtet des Alters, der Hautfarbe, des Geschlechts, der sozialen und kulturellen Herkunft, sexuellen Orientierung, körperlichen oder geistigen Verfasstheit etc. – den gleichen Zugang zu allen gesellschaftlichen Ressourcen haben. Institutionen Sozialer Arbeit stehen vor der Herausforderung, Social Justice zu fördern. Sie bewegen sich zwar innerhalb vorhandener Strukturen, besitzen aber zugleich die Fähigkeit, diese zu gestalten. In diesem Kontext betonte Czollek, wie wichtig es sei, dass sich Institutionen verbünden und gemeinsam Handlungen setzen.
Von Theorie und Praxis
Im Rahmen der Veranstaltung präsentierten Studierende der FH Campus Wien, Bachelorstudiengang Soziale Arbeit, ihre Forschungsprojekte zum Thema „Antidiskriminierung in der Sozialen Arbeit“. (Selbst-)Kritisch gegenüber dem eigenen Fach widmeten sie sich dabei unterschiedlichen Praxisfeldern: So wurden etwa Interviews mit Langzeit-AsylwerberInnen und MigrantInnen, die in der Wohnsiedlung Macondo am Wiener Stadtrand leben, durchgeführt oder das Thema „Anti-Diskriminierung in der Lehre“ am Fallbeispiel der Fachhochschule Campus Wien untersucht.
Am Beispiel des Projekts Integrationshaus wiederum wies Elisabeth Freithofer auf den Zusammenhang zwischen Interkulturalität und Sozialer Arbeit hin. Im Integrationshaus wird eine „Superdiversity“ sichtbar: Menschen, die sich in Herkunft, Alter, Religion, ethnischer Zugehörigkeit, rechtlichem Status und verschiedenen Migrationserfahrungen etc. voneinander unterscheiden, leben und arbeiten zusammen. Freithofer betonte die Relevanz einer „narrativen Empathie“, die es ermögliche, eine Vertrauensbasis zwischen KlientInnen und SozialarbeiterInnen zu schaffen. Als Voraussetzung müsse ein Raum geschaffen werden, in dem Machtverhältnisse reduziert werden und alle Menschen „gleiche Möglichkeiten“ haben.
Unterschiedliche Lösungsansätze und Handlungsoptionen wurden auf der NIC-Konferenz zusammengeführt (etwa im abschließenden Podiumsgespräch) und boten Raum für Diskussion und regen Austausch zwischen AkteurInnen aus den verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit und der Interkulturellen Bildung.